Warum die Fanpage längst Schnee von gestern ist…

Social Media kann das Image einer Marke massiv beeinflussen. Hier kann man dutzende Geschichten rund um die eigene Company und ihre Köpfe stricken. Das funktionierte bislang sehr einfach über Postings, Kampagnen und Events. Mittlerweile ist der Draht zum Unternehmen aber auch dank Social Media sehr kurz. Entscheidungen, Ausrichtungen und Fehltritte müssen öffentlich aufgearbeitet werden.

Eine neue Glaubwürdigkeit

Ich meine mit dem letzten Satz nicht den gelegentlichen Shitstorm, weil ein Mitarbeiter einen blöden Fehler gebaut hat. Firmen stehen dank dem grünen Lifestyle und einem neuen Verantwortungsbewusstsein unter einem ganz neuen Druck. Die Köpfe einer Firma sind längst mit ihren eigenen Profilen unterwegs. Man muss sich nun auch öffentlich Kritik am Unternehmen und seiner Kultur gefallen lassen. Im besten Fall reagiert man hier ebenfalls gekonnt und richtig mit der eigenen Social Media Strategie. Es kommt längst nicht mehr nur darauf an, dass man als Marke auf einem Festival mit achtzehn Postings vertreten ist. Das komplette Unternehmen ist in Verbindung mit Social zu sehen. Diese bisher nicht gekannte, öffentliche Glaubwürdigkeit setzt viele Unternehmen unter Druck. Man kann es sich heute fast gar nicht mehr leisten, wenn man als CEO/Chef/Leiter nicht bei twitter, LinkedIn und Co. vertreten ist. Man muss selbst als Chef/in das Spiel mit dem öffentlichen Raum perfekt beherrschen.

Sehr viele Hochzeiten

Vor allem aber interessieren sich die User immer weniger für klassische Fanseiten mit ihren Gewinnspielen und dem PR-Content. Die Social-Kompetenz ist längst ein Teil des kompletten Marketingmix. Wer nur auf die eigene Fanseite vertraut, hat im Jahr 2019 schon verloren. Man muss als Marke überall und nicht nur mit offiziellen Profilen Sichtbarkeit erzeugen. Der Leiter der Technik muss ebenso auf twitter aktiv sein. Das Marketing bindet zwar Postings bei Facebook mit in seine Strategie ein, aber ebenso wichtig ist die Präsenz vor Ort und auf anderen Kanälen. Will ich heute im überfluteten, virtuellen Raum noch Fans, Kunden und Neukunden erreichen, so muss ich auf sehr vielen Hochzeiten tanzen können. Gerade in Deutschland haben diesen Umstand aber nur vergleichsweise wenige Marken verstanden. Man setzt noch immer voll und ganz auf den Redaktionsplan bei Facebook. Diese Posts spiegelt man dann noch für twitter und die Chefetage zeigt sich mitunter gar nicht auf den sozialen Netzwerken.

Warum macht ihr das so?

Gerade bei den Themen Verpackungen, Klimaschutz, Mobilität und Ernährung kommt hier ein dickes Brett auf „alte“ Unternehmen zu. Hier muss man sich jetzt sehr schnell Gedanken machen, denn die Beliebtheit aus der Vergangenheit ist sehr schnell aufgebraucht. Junge Leute erwarten sich nicht mehr nur Gratis-Tickets für ein Musikfestival von einem Unternehmen, sondern es will auch öffentliche Antworten bei Social. „Warum macht ihr das so?“, „Warum macht ihr es hier nicht besser?“. Verantwortung wird hier ein riesiges Thema und überschattet schnell jede teure Lifestyle-Kampagne. Welches Unternehmen kann hier glaubhaft seine Vorzüge in den Vordergrund stellen? Wie erklärt man die „schlechte“ Vergangenheit? Wie äußert sich der Vorstand dazu auf twitter? Ist es nicht längst eine Pflicht hier öffentlich unterwegs zu sein? Spätestens die Jugend wird diese Art von Kommunikation schon in wenigen Jahren fordern. Eine sehr gute Vorbereitung sehe ich in vielen Unternehmen und Agenturen aber derzeit noch nicht.

Robert Michel

Vater. YouTuber. Social Media Manager. Teste gern Technik & Gadgets.

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